Kleine Schriften zur Kenntnis der römischen Besatzungsgeschichte Südwestdeutschlands Nr.19:

 

 

 

Wolfgang Gaitzsch

Römische Werkzeuge

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vorwort

 

Herr Diplom-Archäologe Wolfgang Gaitzsch, Doktorand im Seminar für Vor-und Frühgeschichte der Philipps-Universität Marburg/Lahn, war an verschiedenen Ausgrabungen in Thüringen und den Grabungskampagnen des Rheinischen Landesmuseums Bonn in der Colonia Ulpia Traiana in Xanten beteiligt. Vom Thüringischen Landesmuseum Weimar kam er in das Rheinische Landesmuseum Bonn, wo Herr Direktor Dr. Christoph B. Rüger seine Dissertation Römische "Werkzeuge" großzügig unterstützte. Seit 2 Jahren befaßt sich Herr Gaitzsch nun mit Forschungen zur römischen Werkzeugtypologie. Diesen Studien verdanken wir vorliegenden Uberblick.

Vitruvius, römischer Architekt und Ingenieur, der als Heeresingenieur Kaiser Augustus um 25 v. Chr. sein Werk "De architectura" (über die Architektur, in 10 Büchern) widmete, schreibt in seinem 10. Buch über Maschinen und deren Unterschied zu Werkzeugen (de architectura 10,1. Übersetzung C. Fensterbusch 1964): "Der Unterschied aber zwischen Maschinen und Werkzeugen scheint der zu sein, daß die Maschinen durch mehrere Arbeitskräfte, gleichsam durch größeren Einsatz von Kraft, dazu veranlaßt werden, ihre Wirkungen zu zeigen, z. B. die Ballisten und Kelterpressen. Werkzeuge aber erfüllen durch die fachmännische Bedienung durch e i n e Arbeitskraft den Zweck, dem sie dienen sollen. Also sind sowohl Werkzeuge wie Maschinen für die praktische Betätigung notwendig, weil ohne sie keine Arbeit bequem ausgeführt werden kann. Alle mechanischen Einrichtungen aber sind von der Schöpferkraft der Natur vorgeschaffen.

Außerdem gibt es noch unzählige Arten von mechanischen Einrichtungen, über die man wohl nicht zu sprechen braucht, da sie täglich zur Hand sind, z. B. Mühlen, Blasebälge der Schmiede, vier- und zweirädrige Reisewagen, Drehbänke, und die übrigen Dinge, die allgemeine Vorteile für den gewöhnlichen täglichen Gebrauch bieten."

 

Philipp Filtzinger

 

 

Frontispiz

Werkstatt eines römischen Schmiedes und Schlossers, Museum Aquileia.

 

 

 

Einleitung

 

 

Römische Fundstellen überhäufen uns oft mit Unmengen an Eisensachen. Zu ihnen gehören vor allem Waffen, Werkzeuge und Gerätschaften. Diese Fundgruppen machen neben den Architekturresten und der Keramik einen Hauptbestand der materiellen Hinterlassenschaft der einstigen römischen Zivilisation aus Der antike "Schrott", gewöhnlich unansehnlich und für Laien schwer ansprechbar, kündet von einem ersten großen Eisenzeitalter. Das Eisen stellte den wichtigsten und wertvollsten Rohstoff für die Existenz des Imperium Romanum dar. Der Wert des Metalls kommt sichtlich in den zahlreichen spätrömischen Waffen- und Werkzeughorten zum Ausdruck. Er wird so meßbar und vergleichbar unseren modernen Rohstofflagern in Form von "Autofriedhöfen" oder Schrottplätzen. Noch immer leben wir in einem Eisen- und Stahlzeitalter!

Unser Interesse gilt jedoch nicht dem Rohstoff Eisen und seiner Verhüttung, sondern den Erzeugnissen, die römische Schmiede aus ihm gewannen. Es sind vorwiegend Waffen, die dem Kriegshandwerk dienten und Werkzeuge. Das Spektrum der Werkzeuge umfaßt die Grundlagen des gesamten römischen Handwerks. Die Qualität eines Produkts wird immer von der Qualität der Werkzeuge, die es herstellen, abhängig sein.

Die großen Leistungen römischer Technik sind nicht denkbar ohne eine weitreichende Arbeitsteilung und Spezialisierung des Handwerks. Im gleichen Maße, wie sich verschiedene Berufsgruppen erweitern und für ganz bestimmte Tätigkeiten unterteilen, formt und entwickelt sich das dazugehörige Handwerkszeug. Diese Vorgänge lassen sich im Bereich der römischen Kultur deutlich erschließen.

So kennen wir beispielsweise für den römischen Lederarbeiter die allgemeine Bezeichnung sutor und für einen Schuster die sechs speziellen Benennungen calceolarius, caIigarius, crepidarius, sandaliarius, solearius und gallicarius. Dabei richtet sich der Berufsnamen nach dem hergestellten Produkt.

Der Schuhflicker seinerseits hieß sutor cerdo oder sutor veteramentarius.

Für die weiteren lederverarbeitenden Berufe gibt es die Namen lorarius (Riemer), capistrarius (Halftermacher), tabernacularius (Zeltmacher), loricarius (Lederpanzermacher) und utricularius (Schlauchhersteller). Zahlreiche Überreste solcher unterschiedlichen Lederprodukte sind im römischen Legionslager Vindonissa gefunden worden.

Unsere Aufzählung zeugt von der ausgeprägten funktionalen Unterteilung römischer Handwerksberufe. Andererseits existieren Berufsstände, die kombinierte Tätigkeiten wie die des Schmiedes und Stellmachers ausführten. Die großen römischen Manufakturwerkstätten spezialisierten sich jedoch auf bestimmte Produkte. Es versteht sich von selbst, daß zu jeder einzelnen Tätigkeit entsprechende Werkzeuge verwendet wurden.

So bewirkt die Funktion stets die Form eines Werkzeugs. Die Kausalität hat bereits lange Zeit vor den Römern bestanden. Eine Anzahl verschiedenster Werkzeugtypen innerhalb eines Arbeitsbereiches zeugt von dessen Spezialisierung und wirtschaftlicher Stellung.

Der Acker- und Gartenbau, die ökonomische Basis des Imperium Romanum, zeigt sich in seiner wirtschaftlichen Struktur sehr differenziert und weist vielfältige Formen an Werkzeugen und Geräten auf. So sind etwa acht unterschiedliche Bezeichnungen von römischen Hackentypen, wie sie zur Feldbestellung verwendet wurden, überliefert. Die römischen Schriftsteller Cato (De agricultura), Varro (Res rusticae) und Columella (De re rustica) haben uns in ihren Arbeiten neben diesen Namen mitunter auch Definitionen von Werkzeugen gegeben.

Leider läßt sich heute nicht mehr in allen Fällen eine eindeutige Interpretation der Werkzeugform und Funktion nach der antiken Benennung herbeiführen.

Die römische Werkzeugforschung versucht aus diesen wenigen authentischen Quellen und aus der Masse der Originalfunde Aufschluß über Gebrauch und Form römischer Handwerkszeuge zu gewinnen. Durch Untersuchung von Werkzeugtypen lassen sich wichtige Erkenntnisse über den Stand des römischen Handwerks und seine Entwicklung erlangen.

 

Abb. 1 (Sämtliche Abbildungen sind am Textende in einer Übersicht zusammengefaßt)

Vulcanus

Abb. 2

Fäustel

 

 

 

 

 

Römische Werkzeugdarstellungen

 

Eine unentbehrliche Quelle stellen die bildlichen Überlieferungen von Werkzeugen und Gerätschaften auf römischen Grabsteinen und Monumenten dar. Solche Reliefarbeiten sind hauptsächlich in den römischen Rheinprovinzen und in Südgallien verbreitet.

Auf den bekannten Grabsteinen werden nicht immer alle Werkzeuge eines Arbeitsvorganges wiedergegeben, sondern nur die charakteristischsten. So symbolisiert der abgebildete Gegenstand den Beruf des Verstorbenen ähnlich wie im Mittelalter die Zunftzeichen den des Handwerkers.

In dieser Weise steht auf römischen Monumenten der Hammer und die Zange für Vulcanus oder für einen Schmied (faber, opifex ferrarius; Abb. 7, 8), die Kelle und das Lot für einen Architekten (architectus) oder Maurer (tector, structor; Abb. 42), der Dechsel und die Säge für einen Zimmermann (lignarius) oder Stellmacher (carpentarius, carrarius; Abb. 27), der Schuhleisten für den Schuster (sutor Abb. 18) usw.

Wie noch zu zeigen sein wird, haben Werkzeuge wie Hammer und ascia einen übergreifenden Charakter und sind in mehreren unterschiedlichen Berufen Produktionsinstrumente.

KeIlen sind ausschließlich Werkzeuge im Maurerberuf.

Andererseits gibt es auch Handwerker, die sowohl mit Stein als auch mit Holz umzugehen wußten und Werkmeister einer antiken Bauhütte gewesen sind. Diese kombinierten Werkstätten werden ähnlich funktioniert haben wie die gotischen Dombauhütten des 13. und 14. Jahrhunderts.

Das Grabrelief aus Autun (Abb. 25) zeigt Werkzeuge, die im verstorbenen Gaius einen Maurer und zugleich Zimmermann erkennen lassen. Auf manchen dieser Grabstelen sind nur die Werkzeuge des Toten abgebildet, ohne seinen Namen oder Berufsstand inschriftlich zu nennen. Hier läßt sich aus den wiedergegebenen Gegenständen der Beruf erschließen. So zeigt die römische Steinurne aus Trier (Abb. 18) Schusterwerkzeuge und die Stele von Deneuvre (Abb. 24) zwei Zimmermänner.

Ferner gibt es provinzialrömische Grabsteine, auf denen nur der ehemalige Beruf des Verstorbenen inschriftlich genannt wird. Diese Quellen geben zwar keine Möglichkeit, unmittelbar Werkzeugforschung zu betreiben, sind aber für die Untersuchung von Berufsgruppen und die Erforschung wandernder Handwerker von großer Bedeutung.

Ein schönes Beispiel von der beruflichen Stellung und dem Selbstverständnis eines römischen Maurers ist uns in Pompeii erhalten geblieben. In der Nähe der Porta Marina (NW-Ecke Reg. VII ins. 15,2) verewigte sich der structorDiogenes indem er Kelle, Putzbrett, Spaten und Meßwerkzeuge in den Tuffstein eines Hauses als Werkstattschild einmeißelte. Noch heute kann man diese Tafel betrachten.

Wie eng Handwerk und Handel verbunden waren, beweist das Grabmal zweier Messerschmiede aus der Galleria Lapidaria im Vatikan. Der Stifter L. Cornelius Atimetus ließ sich mit seinem Freigelassenen Epaphra darstellen.

Ihre Schmiedewerkstatt ist ähnlich ausgestattet wie die Schlosserei von Aquileia (Frontispiz). Atimetus war gleichzeitig der Inhaber eines Geschäfts und verkaufte die Erzeugnisse seiner Produktion. Der Kaufladen wurde auf der rechten Seite des Grabmals abgebildet. In einem dreistöckigen Schrank und dessen schmalen Seitenflügeln kann man die differenzierten Formen römischer Messer sehen. Es handelt sich um verschiedene Garten- und Fleischermesser (Hackmesser). Messerscheiden mit genieteten Mündungsbeschlägen kennen wir von der schönen Ara des L. Sextilius Crescens aus Aquileia.

Auch als Motive für Fibelschmuck verwendeten römische Künstler Werkzeuge.

Verschiedene Zangen und Äxte zieren kaiserzeitliche Fibeln (Abb. 13). Ob eine Beziehung dieser besonderen Fibelformen zum Hersteller oder Träger bestand, ist unklar. Sie könnten auch "Berufszeichen" von Buntmetallschmieden gewesen sein. Wahrscheinlich fanden aber diese Motive vorwiegend zeitgemäßen Geschmack und blieben modische Accessoires.

Abb. 17a

Werkzeuge

 

 

 

 

Römische Werkzeugfunde

 

Die römische Werkzeugkunde kann sich auf eine große Anzahl von Fundstücken berufen. Es gibt kaum eine römische Fundstelle, wo keine eisernen Werkzeuge ausgegraben werden.

In nahezu allen Legionslagern und Auxiliarkastellen entlang des obergermanisch-rätischen und niedergermanischen Limes sind Werkzeuge entdeckt worden. Diese dienten hauptsächlich dem vielseitigen militärischen Handwerk der römischen Truppen.

Im Saalburg-Kastell haben sich ausgezeichnete Stücke sämtlicher Handwerksbereiche erhalten. Andere Militärlager zeigen ein unterschiedliches Werkzeugspektrum. Im vicus des Donaukastelis Serviodurum - Straubing arbeiteten mehrere Metallgießereien. Es wurden 22 tönerne Schmelztiegel und Schmelzbomben gefunden. Im zugehörigen Werkzeug überwiegen hier deutlich die Gegenstände der schmiedetechnischen Metallbearbeitung.

Das römische Militärhandwerk hatte eng begrenzte und auf Normierung bedachte Aufgaben zu übernehmen. Eine serienmäßige Herstellung von identischen Produkten bedingte die fortdauernde Wiederholung gleicher Arbeitsvorgänge. Dementsprechend erleichtern die Spannvorrichtungen römischer Schmiedezangen die Arbeitsprozesse und können sie rationalisieren. Zusätzlich findet eine Arbeitsteilung der Werkstätten statt. Fabrikmarken (z. B. Sabini oder Cocillus) auf den Griffangeln römischer Schwerter belegen spezielle Waffenschmieden.

Die Produktion und die Werkzeugformen im zivilen Bereich unterliegen natürlich einer größeren Variationsbreite. In den zentralen Städten des Imperiums bestimmte eine ganz andere und weit differenziertere Auftragssituation das Handwerk. Gleichwohl bleibt das römische Militär auch Hauptabnehmer dieser Produzenten.

In der Germania inferior stammt eine große Anzahl von Werkzeugfunden aus den römischen Städten Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln) und aus der Colonia Ulpia Traiana (Xanten).

 

 

 

Werkzeugfunde in den villae rusticae

 

Werkzeugtypen und ihre Verbreitung lassen auf den besonderen Charakter der Fundstellen schließen.

In den provinzialrömischen villae rusticae wurden überwiegend eiserne Werkzeuge und Gerätschaften der Landwirtschaft gebraucht. In den nördlichen Provinzen des römischen Reiches waren die villae rusticae hauptsächlich als landwirtschaftliche Produktionszentren eingerichtet. Hier dienten sie nicht nur, wie in Mittelitalien, den römischen Nobiles als erholsames Refugium.

Die lateinischen Landwirtschaftsautoren berichten über die Tätigkeiten im Acker- und Gartenbau, sparen aber Mitteilungen über das eisenverarbeitende Handwerk in den Bauemgütern aus. Vornehmlich beschäftigen sie sich mit den verschiedenen Aufgaben der Gutshöfe und nicht mit der Herstellung oder Beschaffung der Produktionsmittel.

Archäologische Untersuchungen haben aber gezeigt, daß in den größeren villae rusticae das eisenverarbeitende Handwerk betrieben wurde. In den Wirtschaftsbauten dieser Einrichtungen sind kleine bis mittelgroße Werkstätten nachgewiesen. Landwirtschaftliche Schmiede arbeiteten in den spätrömischen Bauernhöfen bei Horath (Kr. Bernkastel), in Rheinfeldern (Kt. Aargau) und in Garsdorf/Bedburg (Kr. Bergheim). In anderen villae rusticae wurde sogar Eisen verhüttet. Diese kleinen ländlichen Produktionszentren erreichten so eine gewisse wirtschaftliche Unabhängigkeit gegenüber den großen fabricae der vici und Städte. Einen wesentlichen Anteil der Arbeiten dieser untergeordneten dörflichen Werkstätten wird die Reparatur landwirtschaftlicher Werkzeuge und Geräte ausgemacht haben. Neben größeren Hufschmieden muß die Stellmacherei gleichfalls im weiteren Umfange betrieben worden sein.

Abb. 18

Zangenfibeln

 

 

Spätrömische Werkzeughorte

 

Mit den Alamanneneinfällen in das römische Imperium zu Beginn des 3. Jahrhunderts und der nachfolgenden Aufgabe des obergermanisch-rätischen Limes um 259 treten verstärkt römische Horte auf. Diese Depots charakterisieren die Unsicherheit der politischen und wirtschaftlichen Situation während der späten Kaiserzeit in den Nordprovinzen des Reiches.

Waffen- und Werkzeughorte sind vorwiegend in Britannien, den beiden Germaniae (Germania superior, Germania inferior) und Gallien verbreitet. Sie liefern uns wichtiges Material zur Beurteilung römischer Werkzeugformen.

Es lassen sich reine Werkzeugdepots von solchen, die mit Waffen vermischt sind, trennen. Zerstörte Waffen wurden vielfach wegen ihres Rohmetallwertes beigegeben. Der Abnutzungsgrad eiserner Werkzeuge kann unterschiedlich sein. Für den Archäologen ist der Erhaltungszustand entscheidend zur Beurteilung der Form. Da fast alle römischen Werkzeuge aus Eisen hergestellt waren, sind sie heute mitunter völlig verrostet und entziehen sich einer wissenschaftlichen Bearbeitung. Komplizierte Restaurationsmethoden helfen jedoch, fragmentierte Eisenobjekte zu retten und vor erneutem Rost zu konservieren.

In den Hortfunden können neuwertige oder abgenutzte Eisenwerkzeuge vertreten sein. Die Qualität und Quantität der Objekte beweisen deren Wertschätzung zum Zeitpunkt der Niederlegung. Ein vollständiges Werkzeuginventar belegt der Depotfund von Selz.

 

 

Das Depot von Selz

 

1866 wurde in Selz bei Weissenau (Unter-Elsaß) ein römisches Depot mit ca. 23 Eisenwerkzeugen aus dem 3. Jahrhundert entdeckt.

Die römische Stadt Saletio lag an der Straße von Straßburg nach Mainz. Nach inschriftlichen und archäologischen Zeugnissen existierte vor ihrer Gründung ein claudisches Truppenlager an gleicher Stelle. Der Ort besaß eine wichtige Bedeutung als zentraler Verkehrsknotenpunkt, da er sich gleichzeitig am Rhein und an der Route Mailand - Rheinzabern - Mainz befand.

Das Fundmaterial des Hortes zerfällt in folgende zwei Teile. Werkzeuge der Metallbearbeitung (vgl. Abb. 15 a):

1 Amboß (Spenglerstock), 3 verschiedene Schmiedehämmer, 1 große Flachzange,

1 Federzange, 1 Lötkolben, 2 Meißel (Abschröter), 1 Feile, 2 Stücken Bleibt und mehrere Kettenteile.

Werkzeuge der Holzbearbeitung (vgl. Abb. 15b):

1 eiserner Hobelkasten, 1 Dechsel (ascia), 2 Tüllenhohlmeißel, 1 Stechbeitel, 1 Spiralbohrer, 1 Messer und 2 Dorne.

Hinzu kommen ein beschädigtes und ein repariertes Bronzetablett (Eggers Typ 121) sowie anderes abgenutztes Kleingerät. Alle Gegenstände haben offensichtlich im Feuer gelegen, sind aber intakt.

Ohne Zweifel läßt sich sagen, daß wir es mit den Werkzeugen eines Feingeräteschmiedes zu tun haben. Gleichzeitig muß man feststellen, daß der Meister ebenso geübt in der Holzbearbeitung war und sich als Stellmacher betätigte. Das Bronzegeschirr spricht für Buntmetallreparaturen. Ein seltenes Beispiel römischer Verbindungstechnik wird durch den Lötkolben belegt. Zwei weitere Lötkolben sind aus dem Lager Augsburg - Oberhausen bekannt.

Die kleine Werkstatt von Selz wird einen Teil ihrer Aufträge von durchreisenden Händlern erhalten haben. Vorwiegend Instandsetzungen an schadhaften Wagen und das Beschlagen von Zugtieren bestimmten die Tätigkeit des Handwerkers. Es ist denkbar, daß die Werkzeuge während der mehrfachen Zerstörungen des kleinen Ortes um 235 oder nach 244 niedergelegt worden sind.

Ein anderes zusammengestelltes Werkzeuginventar stammt aus dem Verwahrfund von der Heidenburg bei Kreimbach, Kr. Kusel. Die römische Befestigung auf der Heidenburg wurde nach der Aufgabe des Limes angelegt.

Drei mächtige Spezialzangen (Abb. 9. 1-3,6) eines römischen Schmiedes gehören zu dem reich ausgestatteten Depot.

Ferner sind alle wichtigen Werkzeuge der Metallbearbeitung vertreten. Es schließen sich holzbearbeitende Werkzeuge und Geräte des Ackerbaus an. Manche Objekte sind in mehreren Exemplaren vorhanden. Das vielfältige Produktionsinstrumentarium römischen Handwerks erscheint hier in einer Komplexität, die äußerst selten ist.

Im November 1975 entdeckte man im Königsforst (Rheinisch-Bergischer Kreis) bei Köln einen spätrömischen Werkzeug- und Münzhort. In ihm sind vorwiegend Werkzeuge der Holzbearbeitung und Geräte der Feldbestellung enthalten. Gegenstände der Metallbearbeitung fehlen. Es wird sich hier um die Niederlegung von Werkzeugen und Geräten einer nahen villa rustica handeln.

Zahlreiche Werkzeuge wurden in römischen Brunnen gefunden. Der Dechsel (Abb. 26) stammt aus einem Brunnen in Frimmersdorf, Kr. Grevenbroich. In Xanten und auf der Saalburg lagen bemerkenswerte Handwerksgeräte in Brunnenschächten. Der Zufall im römischen Alltagsleben half uns hier, interessante Werkzeuge zu bergen.

Abb. 21

Zange aus Silchester

 

 

 

Eisen und Holz als Material zur Werkzeugherstellung

 

Der größte Anteil römischer Werkzeuge besteht aus Eisen. Dieses Metall beginnt mit Anfang des 1. Jahrtausends v. Chr. die Bronze abzulösen und hat der folgenden Epoche auch den Namen Eisenzeit gegeben.

Die guten metallischen Eigenschaften, die das Eisen (spezifisches Gewicht 7,85) nicht nur in seiner Härte und Schmiedbarkeit aufweist, machten es schnell zu dem Werkstoff, der er bis heute geblieben ist.

Die Entwicklung der Eisentechnik setzt eine höhere Produktivität voraus. Da sich Kupfer und Bronze einfacher und schneller verarbeiten lassen, sind Eisenerzeugnisse in der gesamten Antike besonders wertvoll. Das Eisen wird vorherrschendes Material zur Herstellung von Werkzeugen, Waffen und Gerätschaften.

Bereits zur jüngeren Hallstattzeit werden neben Bronzeartikeln Waffen, Messer und Radbeschläge in zunehmendem Maße aus Eisen gefertigt. Mit dieser Entwicklung bildet sich das Verhüttungswesen und die Eisentechnologie aus. Die ersten bedeutenden Meister, die die Eisenverarbeitung vollkommen beherrschen, sind die Kelten. In römischer Zeit wächst die Kapazität der Eisenhütten an. Einen guten Einblick in die Vielfalt keltischer Werkzeuge und ihre Qualität geben die Funde aus dem spätlatenezeitlichen Oppidum von Manching. Hier sind bereits alle entscheidenden Typen von Werkzeugen, so wie wir sie heute noch verwenden, ausgeprägt.

Seit der Spätlatenezeit haben sich die dominierenden Werkzeugformen in ihrer Grundstruktur nicht mehr wesentlich geändert.

Der Roheisenbedarf wächst seit der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. ständig an und erreicht im Imperium Romanum einen ersten Höhepunkt.

Die Eisenteile der Ausrüstung eines einzigen römischen Legionärs wogen schon reichlich 7 kg. Man kann sich denken, welche Mengen an Roheisen allein das römische Militär verbrauchte. Hinzu kommt die Eisenproduktion für den zivilen Bereich.

Mit der Eroberung Galliens durch Caesar und dem Vordringen der Römer zum Rhein breitet sich das römische Handwerkswesen auch nach Norden aus. Hier erreicht es seine höchste Blüte im 2. Jahrhundert.

Der römische Schriftsteller C. Plinius Secundus beschäftigt sich im 33. und 34. Buch seiner berühmten "Naturalis historia" mit den Metallen und deren Verwendung. Er behandelt unter anderem die verschiedenen Eisensorten (metalla ferri), ihre Gewinnung und Brauchbarkeit. Dem Eisen (ferrum) bestätigt er die ausschlaggebende Geltung als Rohstoff für die römische Wirtschaft.

Besonders schätzten die Römer das serische Eisen Innerasiens. Das norische Eisen -ferrum noricum- lobt Plinius ausdrücklich in Anbetracht seiner hervorragenden metallischen Eigenschaften. In der Kaiserzeit werden vorwiegend die Provinzen Noricum, Gallien und Britannien Lieferanten für Eisen. Beispiels-weise sind der Magdalensberg und die spätere Provinzhauptstadt Virunum bei Klagenfurt (Kärnten) ein wichtiger Umschlagplatz für das kostbare Handelsgut. Ältere italische Zentren der Eisenverarbeitung befanden sich in Populonia, Arretium, Cales, Nola und Rom.

Holz findet vielseitige Verwendung bei der Produktion landwirtschaftlicher Werkzeuge und Geräte. Schaufeln, Rechen und Heugabeln wurden aus Holz geschnitzt. Ferner bestanden Transportwagen und Maschinen aus Holzkonstruktionen. Eisenteile dienten als Beschläge.

Im Limeskastell Saalburg haben sich die hölzernen Reste eines Putz- und Reibebrettes erhalten. Hier fand man auch Zeltheringe aus Holz, die gleiche Formen zeigen wie eiserne.

Römische Hobelkästen bestehen entweder aus Holz oder vollständig aus Eisen.

Der großartige Kölner Hobel erhielt sich nur, da er ganz aus Eisen gefertigt wurde. Ferner existieren auch römische Hobelkästen, die mit einem Eisengerippe verstärkt waren. Die Hobelmesser (Abb. 18), die mit einem hölzernen Keil befestigt wurden, sind stets aus Eisen geschmiedet.

Aus Newstead (Schottland) stammt ein Holzrechen mit eingesetzten Eisenzinken. Solche Zinken kennen wir gleichfalls von der Saalburg. Einige dieser Stücke können auch Teile hölzerner Eggen gewesen sein.

Römische Spatenblätter (meist rechteckiger oder halbrunder Form) sind, sofern sie aus Holz bestanden, an ihren Unter- und Seitenkanten mit einem Eisenmantel umschlagen (Abb. 36). Ein mittelalterliches Beispiel belegt die Darstellung einer eisenbeschlagenen Holzschaufel im Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung von 1425 (50. Bruder, Blatt 22 V). Hier zeigt sich, wie das härtere Metall nur an den Stellen Verwendung findet, wo es dem Werkzeug größere Festigkeit und Stabilität verleihen soll. Zugleich verringerte das leichtere Material das Gesamtgewicht des Gegenstandes.

Vornehmlich wurden auch Schub- und Drehriegelschlösser aus dem billigeren Rohstoff Holz geschaffen. Die Dreh- und Hakenschlüssel bestanden aus Eisen und sind zahlreich verbreitet. Ein Metallschloß wurde auf dem Relief von Aquileia dargestellt (Frontispiz).

Die Stielung und Schäftung (manubrium) fast aller römischen Werkzeuge geschah gleichfalls aus Holz. Die terminologische Unterscheidung zwischen Axt und Beil ist in vorgeschichtlichen und antiken Zeiten nicht eindeutig. Unter anderen Merkmalen wird eine Axt nach modernen Kriterien auch durch den langen Holm aus Holz charakterisiert. Leider haben sich die hölzernen Teile römischer Werkzeuge nur in den seltensten Fällen erhalten und entziehen sich dadurch unserer Beurteilung.

Neben den Werkzeugen aus Eisen wurden hauptsächlich Toilettenartikel, Kleingerät und Gegenstände des Privatlebens aus Bronze gefertigt. Das umfangreiche Instrumentarium des bekannten Bingener Ärztegrabes besteht ebenso wie die medizinischen Geräte aus dem Römergrab von Rottweil aus Bronze. Die Bronze eignete sich vorzüglich zur Herstellung medizinischer Feinwerkzeuge und bot gegenüber dem rostenden Eisen viele Vorteile. Weitere Kleingeräte konnten aus Bein oder Knochen angefertigt sein.

 

 

Das römische Schmiedehandwerk (ars ferraria)

Das Schmiedehandwerk ist die älteste Form der menschlichen Metallbearbeitung. Lange Zeit vor der ersten Verwendung des Eisens prägten sich bereits die verschiedenen Schmiedetechniken aus und haben sich im Prinzip bis heute nicht mehr verändert.

Schon Homer beschreibt in der Ilias den griechischen Gott Hephaistos als Schutzherrn der Schmiedekunst. In Athen wird er zum Gott aller Handwerker und gleichzeitig mit Athene verehrt. Dieser Kult beweist deutlich, daß auch viele andere Handwerkszweige den Ursprung ihrer Entwicklung im Schmiedehandwerk zu suchen haben. Die Stellung des Schmiede- und Handwerkergottes symbolisiert ferner die Bedeutung dieser Berufe in der antiken Wirtschaft.

In der römischen Religion übernimmt Vulcanus (Volcanus) die Funktion des Hephaistos. Er wird zum Feuer und Schmiedegott. In dieser Rolle stellen ihn die römischen Bildhauer häufig auf Altären oder in Kleinbronzen dar. Stets trägt er die charakteristischen Attribute — Hammer und Zange — seines Berufes.

Auf dem Viergötterstein der Jupitersäule von Hausen an der Zaber (Abb. 1) ist Vulcanus mit einer Exomis, dem typischen Gewand der Schmiede ( es läßt die rechte Schulter zum leichteren Bewegen des Armes frei) bekleidet. Den langgestielten Schmiedehammer legt er auf seinen rechten Unterarm und setzt die große Zange mit der anderen Hand auf einen rhombischen Amboß auf.

Die Reihe der antiken Schmiedepatrone endet mit direkter Tradition im germanischen Meisterschmied Wieland.

Das römische Schmiedehandwerk (ars ferraria) entwickelte sich zu großer Perfektion und ging bei vielen seiner Erzeugnisse zu einer serienmäßigen Herstellung über. Diese Produktionsweise entsprach dem Massenbedarf an Werkzeugen, wie er für das römische Heer und im zivilen Leben des Imperium Romanum bestand.

Wichtigster Werkzeug- und Waffenlieferant wurden die Schmiedewerkstätten (fabri officinae officinae ferraria) der römischen Großstädte. Aber auch in den einzelnen Militärlagern sind fabricae nachgewiesen. In der fabrica des Legionslagers lnchtuthil in Schottland wurde Eisen geschmiedet. Hier stand die Werkstatt unter der Leitung eines praefectus fabrum.

Ferner sind Werkstätten in Auxiliarvici und den Canabae legionis archäologisch und inschriftlich bezeugt. Angaben in den Werken des Vegetius und Paternus belegen zusätzlich spezielle römische Truppenhandwerker. Sie nennen militärische Baumeister (ad hibernorum aedificia fabricanda) und Stellmacher (carpentarius, carrarius). Weiterhin muß man mit einer großen Anzahl von Reparaturspezialisten im römischen Heer rechnen. Es werden truppeneigene Handwerker und zivile Meister, die in den Lagern arbeiteten, existiert haben.

Als die 20. Legion das Lager Inchtuthil räumte, versteckten die abziehenden Truppen in einem Depot fast 12 Tonnen ungebrauchter Eisennägel und andere Gerätschaften. So kann man sich vorstellen, welche gewaltige Schmiedearbeit allein zur Ausstattung des römischen Heeres notwendig wurde.

 

 

 

Der römische Schmied, sein Material und seine Arbeitstechniken

 

Das eigentliche Rohmaterial des römischen Eisenschmiedes sind Barren oder Halbfabrikate.

Wir unterscheiden Stab- und Doppelspitz- (oder Doppelpyramiden-) Barren. Sie werden aus der ersten Verarbeitung der im Brennofen gewonnenen Eisenluppen hergestellt. Barren treten als Einzelfunde oder in Horten auf. Bekannt sind keltische Stabbarren von der Berner Engehalbinsel. Ein großes Depot mit 17 doppelpyramidenförmigen Barren wurde in Renningen, Kr. Leonberg entdeckt. Der römische Doppelspitzbarren vom Martinsberg bei Andernach (Abb. 14) ist ein relativ kleines Exemplar. Er wiegt nur 78 g. Sein Hersteller oder Besitzer C. RVBELLVS hat den Barren auf allen vier Seiten gestempelt und damit sein Fabrikat oder Eigentum ausgewiesen. Ein vorrömischer Barren gleichen Typs stammt vom Splügenpaß (Kt. Graubünden). Er ist bedeutend größer und schwerer als das Stück vom Martinsberg.

Römische Eisenbarren sind mit ihrer ausgeprägten und zweckdienlichen Form ein wichtiges Handelsgut. Bestimmte Werkstätten produzierten auch Halbfabrikate. Diese halfen, die Schmiedeprozesse zu rationalisieren.

Ebenso wie ein moderner Schmied konnte der römische opifex ferrarius die Qualität seines Materials beurteilen und dementsprechend für ganz bestimmte Produkte verwenden.

Das Eisen wird in der gesamten Antike ausschließlich als Schmiedeeisen verarbeitet. Der Schmelzpunkt des Metalls liegt bei 1535°C und konnte mit römerzeitlichen Schmelzöfen nicht erreicht werden. Die römischen Schmiede wußten härteres von weicherem Eisen zu unterscheiden, verwendeten aber unsere präzise terminologische Trennung zwischen Eisen und Stahl offensichtlich nicht. Durch metallurgische Untersuchungen an römischen Objekten kann nachgewiesen werden, daß die römischen Schmiede Härtungsverfahren anwendeten. Axt- und Klingensehneiden sind vielfach aus gehärtetem Eisen (acies, chalyps) aufgeschweißt. Dadurch erhöhte sich die Nutzbarkeit und Widerstandskraft der Werkzeuge. Moderne Verfahren der Metalluntersuchung geben außerdem wichtige Auskunft über die Bestandteile des Eisens und seiner schmiedetechnischen Verarbeitung.

Je nach dem Temperaturzustand des Werkstücks wird das Kalt- und Warmschmieden unterschieden. Von den vielen Techniken des Handschmiedens seien nur die wichtigsten erwähnt. Es sind: Abschroten, Strecken und Breiten, Stauchen, Schärfen, Spitzen, Absetzen, Spalten, Lochen, Drehen (Tordieren), Biegen, Schlichten und Gesenkschmieden. Ferner werden verschiedene Methoden des Verbindens (Feuerschweißen, Löten, Nieten), Härtungsverfahren und Wärmebehandlungen von den römischen Schmieden ausgeführt. Grundsätzlich bleiben diese Arbeitstechniken in den Berufen der Metallbearbeitung gleich und werden noch heute so angewendet (vgl. Abb. 15 a).

Das Bild der Schmiedewerkstatt ausAquileia (Frontispiz) beweist, daß die Römer zur Erhöhung der Schmiedetemperaturen bereits Blasebälge verwendeten.

Die einzelnen Werkzeuge eines römischen Schmiedes und seiner Gesellen sind in der Abbildung 15 a zusammengefaßt.

 

 

Die wichtigsten Werkzeuge des Schmiedes und der Metallbearbeitung

 

Das grundlegende Produktionsinstrument ist der Amboß (Frontispiz und Abb. 1). Ein Amboß sollte nach heutigen Erkenntnissen 15 bis 20mal schwerer sein als der aufschlagende Hammer. Der Amboß besteht aus sehr hartem Material (Stahl) und wurde aus größeren Eisenluppen zusammengeschweißt. Seine äußere Gestalt ähnelt entweder einem Pyramidenstumpf oder endet spitz in einer unteren Stiftangel. Man unterscheidet den einfachen Blockamboß mit quadratischer bis rechteckiger Bahn und den vielseitiger verwendbaren Hornamboß. Der Amboß ruht zum Gebrauch auf oder in einem sogenannten Amboßstock aus Holz (Frontispiz) oder Stein (Beispiel in der römischen Straßenstation bei Kriftel, Main-Taunus-Kreis). Auf dem Relief der Jupitergigantensäule von Hausen (Abb. 1) sehen wir ein mehrkantiges Exemplar. Die wuchtigen Blockambosse von Eining, Kr. Kehlheim und Kreimbach, Kr. Kusel sind in den Ecken ihrer Bahnen mit Nagel- oder Einsatzlöchern ausgestattet.

Zahlreich sind im provinzialrömischen Gebiet Dengel- oder Steckambosse und die Sonderformen der Ösenambosse verbreitet. Ferner treffen wir häufig auf Daumen oder Spenglerstöcke mit ihrer schuhsohlenförmigen Bahn. Solche speziellen Ambosse, die zur Blechbearbeitung dienten, wurden auf der Saalburg und im spätrömischen Hort der Römerschanze bei München-Grünwald gefunden. Ein weiteres Beispiel gibt es im Eisenmaterial des Vicus von Niederbieber.

 

Der Formenschatz römischer Ambosse ist bei weitem größer als der spätlatènezeitliche oder germanische und zeugt von der funktionalen Vielfalt des römischen Schmiedehandwerks.

Hämmer und Zangen sollen wegen ihrer überragenden Stellung im Spektrum aller Handwerkszeuge ausführlicher behandelt werden.

Ein universales Werkzeug ist der Hammer (Abb. 1-7, 17, 18). Er findet ebenso bei der Stein- und Holzbearbeitung vielseitige Anwendung. Die Formen und Benennungen der Hämmer sind überaus zahlreich und wechseln noch heute von Landschaft zu Landschaft. Am praktischsten bietet sich eine Bezeichnung nach ihrer Funktion an. Oftmals kann diese aber aus dem Fundzusammenhang nicht geschlossen werden.

Nach Plinius besteht der Hammer aus gehärtetem Eisen. Sein Kopf heißt rostrum und der Stiel oder Holm, das manubrium, wurde aus Hartholz in sein Auge eingekeilt. Die Länge des Holms bestimmt durch die entstehende Schwungkraft die Anwendungsmöglichkeit eines Hammers.

Das seltene Exemplar eines vollständigen eisernen Hammers stammt aus der Colonia Ulpia Traiana (Abb. 6). Sein eiserner Stiel wurde in ein quadratisches Auge eingeschweißt. Ein ähnliches Stück ist noch aus der Sammlung Birkenfeld bekannt. Bei ihm endet der Holm in einer Tülle und der Hammerkopf zeigt eine nach unten geschwungene Bahn. Der Xantener Hammer verfügt gleichzeitig über eine geteilte Finne und konnte so als Nagelzieher (vgl. Abb. 37) benutzt werden. Relativ große Nagelzieher (Geißfüße) sind in den Werkzeugfunden von Pompeii vertreten. Der Eisenhammer hat auch infolge seiner Größe wohl kaum als Schmiedehammer fungiert, eher ist sein Gebrauch als kleinerer Zimmermannshammer denkbar. Seine Oberfläche zeigt keine Abnutzungsspuren.

Römische Autoren nennen einen größeren Hammer marcus. Solch einen schweren Hammer zeigt unser Beispiel aus Weyer, Kr. Schleiden (Abb. 3). Er diente zum zweihändigen Vorschlagen bei Steinbrucharbeiten. Einhändig geführte Fäustel mit gleicher Kopfform halfen bei der weiteren Zerkleinerung des Materials. Einen Typ mit quadratischer Bahn und quadratischem Nacken belegt das Straßburger Relief (Abb. 2).

Der Setzhammer aus Remagen (Abb. 4) wurde auf das zu verformende Werkstück aufgesetzt. Ein Schmiedehammer schlug dann über diesen indirekt auf das Werkstück ein. Allen Setzhämmern sind die langen oder gedrungenen rechteckigen Kopfformen gemeinsam. Ihr Schwergewicht wurde aus der geometrischen Achse gerückt, indem das Auge zum Nacken hin verschoben ist. Im Querschnitt besitzen die römischen Hämmer hier zugleich ihre maximale Breite. Diese ausgewogene Schwerpunktlage zeugt von der hervorragenden Leistung handwerklicher Werkzeuggestaltung.

Die Augen römischer Hämmer weisen runde bis ovale Formen auf und entstanden durch Aufdornung. Sie sind bei provinzialrömischen Stücken relativ klein. Die beiden behandelten Exemplare (Abb. 3, 4) zeigen beidseitig kräftige Bearbeitungsspuren und entsprechende Bartbildung.

Der übliche römische Hammer wurde malleus genannt. Sein normaler Hammerkopf (Frontispiz, Abb. 5, 6) besteht aus Bahn und Finne. Diese Grundform findet mit vielseitigen Varianten Anwendung bei der Metallbearbeitung als Schmiedehammer, Schlichthammer und Niethammer.

Aus einem Hort des frührömischen Steinkastells von Trimontium (Newstead, Schottland) stammt ein vollständiger Satz fünf verschiedener Schmiedehämmer.

Die Abstufung der Formen wird dabei weniger durch die äußere Gestalt als durch das Gewicht der Hämmer bestimmt.

Der Hammer aus dem Auxiliarlager von Niederbieber (Abb. 5) ist an seiner Finne einseitig abgenutzt und besitzt am quadratischen Nacken Bartbildung. Seine Finne liegt mit der Unterseite des Hammerkörpers nicht ganz auf einer Höhe und scheint leicht geschwungen. Es handelt sich offensichtlich um einen Maurerhammer, der zum Beschlagen oder Spalten von Steinen verwendet wurde. Daher könnte auch die starke einseitige Abschleifung der schmalen Finne resultieren.

Einen besonderen Schusterhammer sehen wir neben der Lederraspel auf dem Relief von Trier (Abb. 18). Sein Kopf besteht aus einer langen, schmalen Finne und einer kurzen, wahrscheinlich runden Bahn. Die Schäftung geschieht interessanterweise mit einem Eisenbügel, der über die Mitte des Hammerkopfes gelegt und beidseitig am Holm festgenietet wurde.

Köpfe von hölzernen Schlägeln sind uns leider nicht erhalten geblieben. Im Bildfeld des monumentalen Altars von L. Alfius Statius (Abb. 17) wurde ein solcher Schlägel abgebildet. Durch die beigefügten Meissel wird der Verstorbene als Steinmetz oder Bildhauer ausgewiesen.

Die allgemeinen Hammerformen bleiben bis in die Neuzeit erhalten. Ihre Gestalten variieren je nach der Funktion. Die mittelalterlichen Goldschmiedehämmer kennen wir aus den Beschreibungen des Theophilus Presbyter (Roger von Helmarshausen). Im dritten Buch seiner "Schedula diversarum artium" charakterisiert er die Vielfalt von Hammerarten, die sich ohne weiteres auf die römischen Formen übertragen läßt: "Es gibt viele Arten von Hämmern, größere, kleinere und ganz kleine, an einem Ende breit, am anderen verjüngt. Ebenso lange und schlanke Hämmer, die am Ende rund sind, größere und kleinere ... Hämmer, oben homförmig, unten breit."

Zum Halten und Bearbeiten der glühenden Werkstücke benötigt der Schmied verschiedene Feuerzangen. So findet die Zange (Frontispiz, Abb. 1, 7-13) vorwiegend Verwendung bei der Metallbearbeitung und in kleineren Formen als Instrument der römischen Ärzte.

Die Kraft einer Zange wird bestimmt durch die Länge ihrer beiden Schenkel. Diese sind im Drehgelenk (Auge) durch einen Nietstift verbunden und ermöglichen dadurch eine Hebelwirkung auf die beiden Backen des Mauls.

Die Entstehung der Gelenkzangen läßt sich nicht weiter erklären. Sie entwickeln sich offenbar mit der Schmiedetechnik. Eine zweite und wahrscheinlich ältere Gruppe der Zangen bilden die sogenannten Federzangen. Ihre Funktion beruht auf dem Prinzip einer Pinzette (volsella, Abb. 46) oder Bügelschere (Abb. 45). Im erwähnten Hortfund von Selz fand sich ein großes Exemplar mit einer Länge von 35,4 cm, Diese Federzange diente sicherlich zum Greifen von Gußtiegeln und konnte nicht wie eine Gelenkzange glühende Werkstücke fest umfassen und halten.

Auf attischen Vasenbildern werden Gelenkzangen erstmals bildlich dargestellt. Römische Schmiedezangen kennen wir als Attribut des Vulcanus und aus Abbildungen auf Grabmonumenten in den Nordprovinzen des Römischen Reiches.

Auf die kaiserzeitlichen Zangenfibeln (Abb. 13.1, 2) wurde bereits hingewiesen. Sie geben im großen und ganzen die genaue Gestalt üblicher Schmiedezangen wieder.

Die Zangen unterscheiden sich neben ihrer Länge, die ausschlaggebend für den Kraftaufwand und die Distanz zum Schmiedefeuer ist, hauptsächlich durch die Formen ihrer Maulbacken. Die große Gruppe der Flachzangen (Abb. 1; 9.4; 10.2; 13.2) gehört zum Hauptanteil römischer Zangenformen.

Die Flachzange aus dem Kastell Hofheim (Abb. 9.4, 10.2) ist identisch mit der überlieferten Form auf der Jupitergigantensäule von Hausen an der Zaber (Abb. 1). Diese Zangenform diente vorrangig zur Blechbearbeitung. Varianten ihres Typs stellen die Zangen aus Heddernheim (Abb. 10.1) und das Exemplar von der Heidenburg bei Kreimbach (Abb. 9.3) dar. Die Backenenden der Flachzange von der Heidenburg liegen in der Breite von 2 cm und einer Länge von 4 cm parallel aufeinander. Allen Flachzangen ist das runde bis ovale Maul mit den langgezogenen, flach aufeinanderliegenen Backen gemeinsam. Auch Formen, wo sich nur die Enden des Mauls in einer kleinen Fläche berühren zählen zu den Flachzangen. Beispiele dafür sind die zwei identischen Zangen im Relief von Aquileia (Frontispiz) mit rundem und die Zange des Schmiedes Marcellus (Abb. 9) mit ovalem Maul. Das Exemplar auf dem Grabstein von Autun (Abb. 8) gehört gleichfalls wie die Zangenfibel aus Venedig (Abb. 13.1) zu diesem Typ.

Flachzangen, bei denen sich die Maulenden zusätzlich verbreitern und eine größere Greiffläche entsteht, gibt es auf der Saalburg. Die beiden großen Stücke aus dem spätrömischen Depot von der Heidenburg bei Kreimbach (Abb. 9.1, 2, 6) sind Spezialformen dieser Art. Ihre Länge beträgt ca. 70 cm, das Verhältnis von Maul zu Schenkel 2 zu 7. Die Backenenden der größeren Zange (Abb. 9.1) sind schaufelförmig verbreitert und tragen beidseitig an einer dieser Flächen kurze Leisten. Die andere Schmiedezange (Abb. 9.2, 6) weist ein halbrundbogiges Maulende auf, während sich ihr Gegenstück am Ende nur schwach verbreitert. Ihr gebogener Backenarm wurde angeschweißt, nachdem er durch zu starke Beanspruchung abgebrochen war. Die Schweißnaht ist deutlich erkennbar. Beide Exemplare gehören zu Werkzeugtypen mit spezifischen Greifeigenschaften. Mit solchen Zangen können Rundeisen und Werkstücke mit ungewöhnlich profilierten Formen gehalten und bearbeitet worden sein.

Sicherlich gebrauchten die römischen Metallhandwerker auch verschiedene Nietzangen. Leider ist bis heute ein solches Beispiel im römischen Fundzusammenhang nicht bekannt geworden. Ein vorrömisches Stück gibt es im Material von Llyn Gerrig Bach, Anglesey.

Eine weitere Zangenform finden wir im Rheinischen Landesmuseum Bonn (Abb. 10.3). Diese Zange hält bei geschlossenen Schenkeln ihre ungleich langen Backen 1,7 cm weit auseinander. Sie kann dadurch als Tiegelzange identifiziert werden.

Als Spitzzange wurde vielleicht das kleine Exemplar mit Spannvorrichtung aus dem Kastell Hofheim (Abb. 9.5) verwendet. Aus dem römischen Calleva, dem heutigen Silchester (Hampshire), stammt die außergewöhnliche Gestalt einer Winkelzange (Abb. 10.4; 11). Bei ihr sind beide Backenenden rechtwinklig zur Zangenebene aufgebogen und eines nochmals nach innen abgewinkelt. Die vierkantigen Schenkel enden mit ungleichen Längen in runden Knöpfen. Das Längenverhältnis vom Maul zum Schenkel beträgt 1 zu 3. Ein gleiches Stück mit beiden nach innen aufgebogenen Backenenden ist nur noch aus Newstead (Schottland) bekannt. Der sehr kleine Greifpunkt dieser Zangen liegt außerhalb der Zangenebene und ist so für Spezialarbeiten eingerichtet.

Eine entscheidende Arbeitserleichterung bringt den römischen Schmieden die Ausstattung ihrer Zangen mit Spannvorrichtungen (Abb. 12). Die Verbreitung von Spannzangen häuft sich in römischer Zeit, spätlatènezeitliche Beispiele bleiben selten. Einer der im Querschnitt runden oder quadratischen Schenkel wird an seinem Ende auswärts gebogen. Bei einer bestimmten Greifstellung kann er dann mit einer Spannklammer in dieser Biegung mit dem anderen Schenkel verbunden und festgestellt werden. Somit kann das Werkstück ohne weiteren Kraftaufwand bewegt und mehrfach in gleicher Haltung dem Schmiedefeuer zugeführt werden. Mit dieser Arbeitsmethode wird eine höhere Produktivität in der römischen Metallindustrie gewährleistet. Die Erzeugung qualifizierter Werkzeuge bot dafür Voraussetzungen.

Die Differenzierung der Greifeigenschaften römischer Zangen beweist die Perfektion römischer Handwerkskunst.

Aus der Fülle des umfangreichen römischen Werkzeugmaterials seien nun jeweils nur die wichtigsten Typen behandelt.

 

"Ascia – Werkzeuge"

 

Die ascia, eine Axt bzw. Flachhacke (Abb. 38), entspricht in ihrer Form am ehesten einem Dechsel (Abb. 18, 25-27, 42). Nach Plinius ist sie die Erfindung des Daidalos.

Der lateinische Terminus ascia bezeichnet Werkzeuge, die entweder eine horizontal oder vertikal zum Holm stehende Schneide besitzen.

Der Dechsel, charakterisiert durch die horizontal zum Holm stehende Schneidefläche, diente vorwiegend bei der Bearbeitung des geschlagenen Holzes. Mit seiner breiten und abgewinkelten Schneide eignete er sich vorzüglich zum Behauen (asciare) der Balken und zum Herstellen ebener Hobelflächen. Der Kopf des Dechsels besitzt einen hammerförmigen Abschluß mit runder (Abb. 26) oder quadratischer Bahn.

Auf seinem Grabmal in Ravenna ließ sich ein römischer Schiffsbauer (faber navalis) mit einer ascia die Bootsplanken zuhauend darstellen.

Die größte und umfangreichste Gruppe der von den Römern ascia benannten Werkzeuge sind aber die Äxte (Abb. 13, 21-23). Als Leitform gilt in römischer Zeit die Schaftlochaxt. Vereinzelt kommen noch die zur Laténezeit weit verbreiteten Tüllenäxte im römischen Fundzusammenhang vor.

Äxte und Beile werden stets durch die vertikal zum Holm stehende Schneide gekennzeichnet. Eine typische Eigenart römischer Äxte bilden die sogenannten Schaftlochlappen (Abb. 22). Formen dieser Äxte sind auch im freien Germanien anzutreffen. Sie kommen häufig in militärischen Anlagen vor und sind hauptsächlich als Pioniergerät der römischen Truppen ansprechbar. In diesem Zusammenhang dienten Äxte mit erhaben ausgeschnittenen Buchstaben auf ihrem Nackenteil als Markierungswerkzeuge. Ein Fundstück aus dem Rhein bei Kastel belegt diese Verwendung. Dreieckige Schaftlochlappen sind hauptsächlich in der spätrömischen Kaiserzeit verbreitet und gehen unmittelbar in die Formen frühmittelalterlicher Äxte über.

Auf provinzialrömischen Grabsteinen erscheint mehrfach die Formel -sub ascia (dedicavit)- oder -ad asciam dedicatum-. Diese Weihungen - unter der Kelle - sollten wahrscheinlich die noch leeren Grabmäler vor Beschädigung schützen und ihre nachträgliche Veränderungsmöglichkeit garantieren. Gleichem Zweck läßt sich die abgebildete ascia auf dem Relief der Trierer Urne (Abb. 18) zuordnen. Sie steht in keiner inhaltlichen Verbindung mit den Werkzeugen des Schusters und wird separat in der unteren Bildhälfte dargestellt.

Im Zusammenhang mit der Verwendung der ascia als einem Maurerwerkzeug schreibt Vitruv folgendes: "... nehme man eine ascia und, wie Holz mit der Axt bearbeitet wird, so soll der in der Kalkgrube gelöschte Kalk damit durchgearbeitet werden. Wenn an die ascia Kalkstückchen anstoßen, wird er noch nicht richtig durchgearbeitet sein. Wenn aber die ascia trocken und sauber herausgezogen wird, dann wird das anzeigen, daß der Kalk mager und trocken ist. Ist er aber fett und richtig gelöscht, dann wird er an dem Eisen wie Leim kleben und dadurch anzeigen, daß er in jeder Hinsicht richtig zubereitet ist." (Vitruv, De architectura VII, 2, 2)

Diese Art der ascia, die wir auch durch eine Darstellung auf der Trajansäule überliefert bekommen, wurde mit ihrem breiten Blatt zum Anstechen des Mörtels verwendet. Sie ist nicht zu verwechseln mit der Maurerkelle. Eine weitere "Ascia-Gruppe" bilden bestimmte Hackenformen. Auf sie soll später eingegangen werden.

Abb. 27

Grabstein eines Zimmermanns

 

 

 

Holzbearbeitende Werkzeuge

 

Das Holz wurde in vorrömischer Zeit hauptsächlich mit Äxten und Dechseln behauen, weniger gesägt. Spaltmesser und Keile halfen beim Zerteilen der Balken. Erst in der römischen Kaiserzeit treten die Sägen als gleichwertige Trennungswerkzeuge verstärkt auf. Gleichwohl ist die Säge ein sehr altes Werkzeug und bis heute das wichtigste Gerät zur Holzbearbeitung geblieben (vgl. Abb. 15 b). Ihre frühen Formen bestanden aus Bronze und werden zur Laténezeit vom Eisen abgelöst. Im keltischen Oppidum von Manching blieben zwei Fragmente eiserner Sägen erhalten. Aus La Téne selbst kennen wir Stichsägen mit gebogenem und geradem Blatt. Bügelsägen finden erst in der römischen Epoche größere Verbreitung.

Die römischen Sägen lassen sich in vier Gruppen aufteilen. Zu den einhändig geführten Typen zählen die Stichsägen (lupus). Ihre praktische Form (der heutige Fuchsschwanz ist ihnen verwandt) eignet sich zum Aussägen von Teilen aus geschlossenen Holzflächen. Das Sägeblatt der Stichsägen läuft spitz zu und kann leicht gebogen sein. Sie entwickeln sich aus langgestreckten Messerformen durch Zähnung der Schneiden.

Zweihändig werden die großen Schrot- oder Klobensägen benutzt. Das Relief von Deneuvre zeigt, wie zwei Zimmermänner mit einer Säge dieses Typs einen Holzbalken zerteilen (Abb. 24). Auf diese Art und Weise werden die einzelnen Bretter abgetrennt. Bügelsägen und die Rahmensägen mit Spanngestell können sowohl ein- als auch zweihändig geführt werden. Der hölzerne Griff einer römischen Rahmensäge fand sich in einem Brunnenschacht auf der Saalburg. Eine authentische Wiedergabe der Rahmensäge vermittelt auch die Darstellung auf der Stele des Gaius (Abb. 25). Die Säge hängt rechts des Zimmermanns unter einer großen ascia. Ihr Spannseil ist in den gleichmäßig ausschwingenden Enden der Seitenleisten des Holzrahmens eingehängt. Ein gedrechseltes Griffstück wird am unteren linken Rand des Bildes sichtbar. Im Depot auf der Heidenburg bei Kreimbach wurde eine kleine Handsäge mit eisernem Bügel entdeckt. Die Zähne römischer Sägen weisen bereits Verschränkungen auf und belegen ihre erhöhte Leistungsfähigkeit.

Feilen (Abb. 18, 29) sind überwiegend Werkzeuge der Holz- und Metallbearbeitung (vgl. Abb. 15 a, b, c). Die Feile kann nur dann spanabhebend wirken, wenn sie härter als das zu bearbeitende Material ist. Sie dient zum Schlichten und Aufrauhen von Oberflächen. Feilen treten erstmals im 8. Jahrhundert v. Chr. auf und besitzen zur Laténezeit schon weite Verbreitung. Nach ihrem Hieb und dem Querschnitt des Hiebkörpers können ihre Formen unterschieden werden. Im römischen Fundzusammenhang sind alle Typen von Feilen anzutreffen. Auch zweihiebige Feilen wußten die römischen Handwerker herzustellen. Der Hieb kann waagrecht oder leicht schräg zur Feilenachse verlaufen und je nach seiner Einschlagtiefe grob (punktueller, versetzter Einschlag = Raspel) oder fein sein. Das Exemplar aus Silchester (Abb. 29) besitzt einen abgewinkelten Griffdorn zum Aufnehmen des hölzernen Heftes. Neben zahlreichen Flachfeilen kennt man römische Vierkant-, Halbrund- und Rundfeilen.

Im Jahre 1417 wurde ein Feilenhauer im Porträtbuch der Mendelschen Stiftung abgebildet. Ähnlich, wie er mit einem doppelsehneidigen Hammer einen Kreuzhieb in den Feilenkörper einschlägt, müssen wir uns die Herstellung römischer Feilen vorstellen.

Auf die Schlichthobeleisen (Abb. 28) wurde bereits hingewiesen. Der Schneidewinkel des Eisens entscheidet über die Spanabhebung des Hobels. Er liegt bei römischen Exemplaren, soweit er sich rekonstruieren läßt, zwischen 50° und 60°.

Die Schneiden der beiden Hobeleisen aus dem Kastell von Niederbieber (Abb. 28) wurden einseitig angeschliffen. Der Kopf des rechten Stückes verjüngt sich nach oben. Er weist so auf die Unbenutztheit des Hobeleisens hin. Durch diese Kopfgestaltung konnte eine vorzeitige Bartbildung, die beim öfteren Einkeilen entstand, verhindert werden. Die Schneidebreite der lang-rechteckigen Hobeleisen liegt zwischen 2 und 4 cm. Ferner verwendeten die römischen Schreiner Nuthobeleisen. Sechs Exemplare wurden auf der Saalburg gefunden. Profile an römischen Faßdauben lassen auf weitere spezielle Hobeleisen schließen.

Die Technik des Hobelns entwickelte sich aus dem Schaben. Laténezeitliche Hobelkästen kennen wir nicht, sie sind eine romische Erfindung. Die Prachtstücke von Köln und Silchester beweisen, daß die römische Holzbearbeitung auf einem hohen Niveau stand.

Für Holz- oder Steinbohrungen verwendeten die Römer überwiegend die sogenannten Löffelbohrer (Abb. 30). Ferner benutzte man aber auch Drill- und Spiralbohrer. Die Löffelbohrer aus dem Steinkastell von Heddernheim zeigen unterschiedliche Längen. Kleinere Größen wurden zum Vorbohren der Löcher für längere Nägel gebraucht. Relativ große Löffelbohrer fanden sich im Depot vom Königsforst. Ihre Längen liegen bei 40 cm. Auf der Saalburg sind Exemplare zwischen 10 cm und 130 cm nachgewiesen. Gemeinsam ist diesen Typen von Bohrern der löffelförmige Schneidefortsatz. Die Griffplatten zum Aufsetzen der Drehvorrichtung können flache bis pyramidale Formen aufweisen.

 

 

Römische Maurerkellen

 

Die Werkzeuge der Steinbearbeitung (Abb. 15 c) zeigen kein großes Spektrum. Es sind neben schweren Hämmern und Hauen vor allem verschiedene Eisenkeile und Meißel, die in den römischen Steinbrüchen Verwendung fanden. Ausgesprochene Steinhämmer zeigt ein Relief in der Isola Sacra von Ostia. Der weiteren Bearbeitung des wichtigen Rohmaterials dienten Raspeln, Zahneisen und Steinbohrer. Auch Steinsägen wurden benutzt. Waren die Steine entsprechend zugehauen, konnten sie dem Bauhandwerk zur Verfügung gestellt werden.

Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem aufkommenden Gebrauch des Mörtels und den großen technischen Leistungen der römischen Architektur. Die Mauerstruktur eines opus caementicium bedingte die Schöpfung entsprechender neuer Handwerkszeuge. Zum Bauen eines vorrömischen Trockenmauerwerks wurde keine Maurerkelle benötigt. Das Mörtelauftragen, Putzen oder Fugen prägte direkt die Form des Werkzeugs. Die Gestalten der römischen Maurerkellen sind ein typisches Beispiel für ihre unterschiedliche Anwendung bei der Errichtung von Mörtelbauten. So besitzen wir eine Vielfalt an Typen römischer Maurerkellen (Abb. 44 a und b). Hölzerne Putz- und Reibebretter sind, wie schon erwähnt, auf der Saalburg gefunden worden.

 

 

 

 

 

Feldhacken und Gabelformen

 

Von den wichtigen Geräten der Bodenbearbeitung (Abb. 15d) seien nur die römischen Hacken (Abb. 31-35) aufgeführt. Hacken lassen sich nach der Form ihres horizontal zum Holm (Stiel) stehenden Schneideblattes in verschiedene Gruppen aufteilen. Nach antiken Quellen und Gliederung der bekannten Typen ergibt sich die Übersicht auf gegenüberliegender Seite.

Neben den Flachhacken (Abb. 33), die im Arbeitsvorgang eine größere Erdmenge verdrängen, gibt es die Typen der Hacken mit Zinken (Abb. 32). Sie dienen hauptsächlich zum Auflockern der harten, steinreichen Böden und zum Unkrautjäten.

Ein "Kombi-Werkzeug" ist die Ziehhacke (Abb. 34). Sie kann zugleich als Hacke, Spaten und Schaufel benutzt werden. Noch heute sieht man ihren Gebrauch in Mittelmeerländern und im Vorderen Orient. Mehrere Arten solcher Hacken wurden im Kastell von Künzing-Quintana gefunden (Abb. 35). Ihre Blatt- und Kopfformen sind unterschiedlich ausgebildet.

Pionieräxte - dolabrae - waren Universalwerkzeuge der römischen Legionäre.

 

 

 

Übersicht

 

Flach- (Breit-)Hacke

Spitzhacke

Zinkenhacke

Zinkenhacken mit schlaufenförmigem Blatt

dolabra

Gabeln (furcae)

Spaten (palae)

Rasenstecher

breite Schneide

ascia marra

         

X

 

halbrunde Schneide

X

         

rutrum

X

gespaltene Schneide

ligo

capreolus

           

Spitze (Schneide)

 

sarculum

   

X

 

scudica

 

gebogene Spitze

       

X

     

rechteckige Blattform

sarculum

   

X

   

pala

 

quadratische Blattform

     

X

       

pyramiden-stumpf Blattform

     

X

       

halbrunde Blattform

sarculum

   

X

   

rutrum

X

hacken-förmiger Kopfteil

     

X

       

ohne Kopf

     

X

       

zweizinkig

   

bidens

   

pastinum

   

dreizinkig

   

X

   

X

   

mehrzinkig

   

rastrum

   

X

   

mit Zweizinken-kopf

ascia/rastrum

             

ohne Zinkenkopf

X

             

Axtform – vertikale Schneide

       

X

     

 

 

Im Kastell von Künzing-Quintana und dem römischen Newstaed sind ganze Sätze identischer dolabrae gefunden worden. Sie sind ausschließlich als Pioniergeräte der römischen Truppen anzusprechen. Eine Darstellung auf der Trajansäule belegt diesen Verwendungszweck.

Die Kreuzhacken (Abb. 31) besitzen eine horizontal und eine vertikal zum Holm stehende Schneide.

Ferner existieren neben den Formen der Schaftlochhacken Stücke mit Tüllenschäftung (vgl. Abb. 16.3). Beide Arten unterscheiden sich nur durch die Beschaffenheit ihrer Schäftung.

Auf die Spaten wurde bereits hingewiesen (Abb. 36). Eine römische Erfindung sind die sogenannten Rasenstecher (Abb. 37). Ihr halbmondförmiges Blatt diente zum Abstechen von Grasnarben, die zur Errichtung von Erdwerken verwendet wurden. Praktische Vorteile bei der Handhabung bot den Rasenstechern ihr relativ hohes Gewicht. Sie waren ein wichtiger Ausrüstungsgegenstand des römischen Heeres und werden vorwiegend in militärischen Anlagen gefunden.

 

 

 

Rebmesser und Sensen

 

Mit der Verbreitung des Weinanbaus im 2. und 3. Jahrhundert in Gallien und Germanien findet auch hier das römische Rebmesser (falx vinatoria) Anwendung. Seine Gestalt geht auf griechische Formen zurück. Columella (4, 25, 1) überliefert uns die genaue Beschreibung (Abb. 40). Das Rebmesser gehört zur Familie der falces und unterscheidet sich durch seine ausgeprägte Gestalt von den anderen sichelförmigen Messern. Eng verwandt ist es mit den Laub- oder Baummessern (falx arboraria, falx silvatica Abb. 41). An langen Griffstangen befestigt, wurde mit solchen Messern Laubwerk aus den Bäumen geschnitten. Laub wurde frisch oder getrocknet zur Viehfütterung verwendet. Die römischen Rutenbinder und Korbflechter schnitten sich mit Laubmessern ihr Material aus Buschwerk oder Bäumen. Im Rodungswesen fand das Werkzeug gleichfalls vielseitigen Gebrauch. Das Exemplar aus Niederbieber zeigt noch Teile seiner Befestigungsvorrichtung (Abb. 41).

Sensen und Sicheln sind zahlreich im frührömischen Lager von Oberaden gefunden worden (Abb. 39). Ihre allgemeine Form kann unterschiedliche Größe (Durchmesser) und verschiedene Abnutzungsgrade infolge Dengelung aufweisen. Die Spannweite des Bogens entscheidet über den Schnittradius einer Sense. Stücke mit gestempelten Fabrikmarken stammen aus der näheren Umgebung des Legionslagers Mainz.

Die Sicheln sind in ihrem Typ den falces verwandt und häufig als Tüllenwerkzeuge vertreten.

Nach einer Erwähnung Catos kauften die mittelitalischen Gutsbesitzer ihre Werkzeuge und Geräte in bestimmten Produktionszentren. So erstehen sie Sicheln und Beile in Cales und Minturnae. In Venafrum (Venafro), durch seinen Ölanbau berühmt, erwerben die vilici Spaten. Wir verfügen hier über den interessanten Nachweis römischer Produktionsschwerpunkte und der Spezialisierung im Handwerk.

Auf die Vielfalt der gebräuchlichen römischen Messerformen wurde bei der Betrachtung des Atimetus-Grabes hingewiesen.

 

 

 

 

 

 

Römische Scheren

 

Bügelscheren kommen in der Frühlatènezeit auf. Im griechischen Fundzusammenhang sind sie nicht nachgewiesen.

Die Gestalt des Bügels entwickelte sich von einer U- zu einer Omegaform. Die römischen Scheren der Kaiserzeit werden durch einen nahezu kreisrunden Bügel, der sich vom Klingenrücken aus verbreitert, charakterisiert. Ferner existieren die einfachen Exemplare mit u-förmigen Bügel weiter. Gelegentlich kommen Gelenkscheren, deren Mechanik den Gelenkzangen entspricht, im römischen Bereich vor. Eine Blechsehere aus Mainz ist beiden Werkzeugtypen verwandt.

Die üblichen Längen römischer Bügelscheren liegen zwischen 20 und 30 cm, manche Exemplare können aber auch kleiner sein. Das Stück aus dem augusteischen Lager von Dangstetten (Abb. 45 links) wurde, nachdem der Bügel gebrochen war, repariert und doppelt genietet. Die Klingen provinzialrömischer Bügelscheren können verschiedene Formen haben, ihre Rücken sind mitunter geknickt. Bügelscheren dienten vorwiegend zum Schafscheren und zur Haarpflege. In größeren Abmessungen sind sie als Tuchscheren zu bezeichnen. In dieser Verwendung sind sie eine römische Schöpfung. Die Tuchschere aus dem spätrömischen Hort von Great Chesterford (Abb. 45 rechts) besitzt die beachtliche Länge von über einem Meter. Den zweihändigen Gebrauch einer solchen Schere bei der Tuchfabrikation zeigt ein römisches Relief im Museum von Sens. Noch Jost Amman gibt in seinem mittelalterlichen Ständebuch von 1568 die gleiche Anwendung einer großen Bügelschere wieder. Sie wird gleichfalls durch die Darstellung im Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung von 1472 (183. Bruder, Blatt 90 V) belegt.

 

Römische Meßinstrumente

 

Abschließend sei ein Blick auf die Vielfalt römischer Meßgeräte geworfen.

Der erfindungsreiche Daidalos soll nicht nur Säge und ascia, sondern auch Zirkel und Lot geschaffen haben.

Meßgeräte (Abb. 17, 20, 42) und ihr zugehöriges Maß- und Gewichtsystem finden in allen Bereichen der römischen Wirtschaft Anwendung. Sie bringen Norm oder Abweichung konkreter Größen zum Ausdruck.

Meßwerkzeuge sind die wichtigsten Hilfsmittel bei der Durchführung römischer Bauvorhaben. Ohne präzise Meßgeräte wäre die römische Architektur nicht denkbar gewesen. So hält der Baumeister Gaius (Abb. 25) symbolisch einen Maßstab (Lineal) als Sinnbild seines Berufes in der rechten Hand. Der Zimmermann aus Bordeaux (Abb. 27) ließ sich ebenso darstellen. Sein Lineal (regula) zeigt zusätzlich eine Uncialteilung des römischen Fußes und weist damit besonders auf die Bedeutsamkeit des Maßstabes hin.

Eiserne Stech- und Proportionszirkel (Abb. 20) kommen in verschiedenen Größen vor. Aus Pompeii sind bronzene Verhältniszirkel zum Übertragen von Maßeinheiten bekannt.

Zum Feststellen von horizontalen und vertikalen Proportionen verwendeten die römischen Baumeister Setzwaage und Bleilot (Abb. 17, 42).

Von der bemerkenswerten Differenzierung des römischen Maßsystems zeugt die Meßlatte des L. Alfius Statius (Abb. 17 b). Sie ist ein schönes Beispiel römischer Genauigkeit. Diese Präzision läßt sich ohne weiteres auf die Formen der Werkzeuge übertragen. Römische Werkzeuge waren Zweckformen wie alle Werkzeuge. Im Vordergrund stand ihre funktionale Einrichtung und Bewährung. Die hohe Qualität eines Werkzeugs ist erst dann erreicht, wenn Funktion und praktische Form übereinstimmen. Die römischen Werkzeuge folgten diesen Bedingungen und halfen so, die römische Handwerkskunst zu begründen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vorliegende Darstellung beruht auf eingehenden Untersuchungen des Verfassers zur Typologie römischer Eisenwerkzeuge, die seit 1976 im Rahmen einer Dissertation im Vorgeschichtlichen Seminar der Philipps-Universität Marburg/Lahn durchgeführt werden.


 

 

Abbildungen

 

Abb. 1

Vulcanus

Abb. 2

Fäustel

Abb. 3

Vorschlaghammer

Abb. 4

Setzhammer

Abb. 5

Hammer

Abb. 6

Eiserner Hammer

Abb. 7

Grabstele

Abb. 8

Grabstele eines Schmiedes

Abb. 9

Schmiedezangen

Abb. 10

Römische Zangenformen

Abb. 11

Zange aus Silchester

Abb. 12

Schenkelenden und Spannvorrichtungen

Abb. 13

Zangenfibeln

Abb. 14

Doppelspitzbarren

 


 

 

 

Abb. 15 a Tabelle der Werkzeuge zur Metallbearbeitung.

Werkzeuge des Schmiedes und der weiteren Metallbearbeitung

Hammer

malleus

Großer (Schmiede-)Hammer

marcus, marculus

Zange

forceps, volsella

Amboß

incus

Blasebalg

follis fabrilis

Bankeisen, Zwingen, Klammern

ansa

Meißel, Abschröter

scalprum

Feile

lima

Punze, Dorn, Durchschlag, Stichel

luma, caelum

Blechschere

forpex, forfex

   

Meßwerkzeuge:

 

Stechzirkel

circinus

Winkel

norma

Lineal

regula

Waage

trutina libra, trutina statera

Stichel

scalprum

Lötkolben

(feruminatio)

Gußtiegel

(catinus)

Barren, Rohlinge

later, tubulus

   
   

Berufsgruppen:

 

Grobschmied

 

Werkzeugschmied

 

Waffenschmied (und Schmied für militärisches Equipement)

 

Hufschmied

 

Messerschmied

 

Gold-, Silber-, Kupferschmied

 

Feingeräteschmied

 

Ziseleur

 

Blattner (Toreutik)

 

Drahtzieher

 

Nagler und Nadler

 

Schlosser

 

Münze

 

 

 

 

Abb. 15 b Tabelle der Werkzeuge zur Holzbearbeitung.

Werkzeuge zur Holzbearbeitung

Hammer, Schlägel

malleus

Axt und Beil

ascia, securis, bipennis

Dechsel

ascia

Säge

serrula ferrea, serra, lupus

Sägeblatt

lamina

Hobel

runcina

Hobeleisen

plana

Stecheisen, Stechbeitel

scalprum, (tornus)

Schäl-, Zug-, Hohleisen

(scalprum)

Löffelbohrer

terebra

Feile/Raspel

lima lignaria, scobina fabrilis

verschiedene (Schnitz-)Messer

culter, cultellus, scalprum

Nagelzieher/Geißfuß

 

Keile

cuneus

Meßwerkzeuge:

 

Stechzirkel

circinus

Winkel

norma

Lineal

regula, (amussis)

Lot

perpendiculum

Setzwaage

libella

Zange

forceps

   
   

Berufsgruppen:

 

Forstwirtschaft - Waldarbeiter, Köhler (Rodungswesen)

 

Bauhandwerk - Architekt, Zimmermann

 

Schiffsbau

 

Militärischer Ausrüstungsbau

 

Stellmacher (Wagner)

 

Tischler

 

Drechsler

 

Schreiner

 

Böttcher (Küfer)

 

Korbflechter

 

Schnitzer

 

 

 

 

Abb. 15 c Tabelle der Werkzeuge zur Steinbearbeitung.

Werkzeuge zur Steinbearbeitung

Hammer/Schlägel/Fäustel

malleus, (marcus)

Hauen und Hacken

dolabra, ascia

Keile

cuneus

Meißel, Zahneisen usw.

scalprum

Steinbohrer

terebra

Raspel

lima

Kelle

trulla, rutrum, ascia

Putz- und Reibebretter

liaculum

Pinsel (Quast)

penicillus, peniculus

Meßwerkzeuge:

 

Stechzirkel

circinus

Winkel

norma

Richtscheit

regula, (amussis)

Richtschnur

linea

Lot

perpendiculum

Setzwaage

libella

(Hebemaschinen)

 
   
   

Berufsgruppen:

 

Steinbrucharbeiten

 

Bauhandwerk - Maurer, Steinmetz

 

Befestigungsbau

 

Straßen- und Brückenbau

 

Bergbau

 

Bildhauer

 

Mosaizist

 

Steinschneider

 

Stukkateur

 

 

 

 

Abb. 15 d Tabelle der Werkzeuge des Acker- und Gartenbaus.

Werkzeuge des Acker- und Gartenbaus

Pflug

aratrum, plaumoratum

Einzelteile

manicula, stiva, dentale, vomer, buris, temo

Hacken verschiedenster Formen

ascia, dolabra, rastrum, bidens, sarculum, ligo, marra, runco, sacena

Spaten/Rasenstecher

pala, bipalium, rutrum

Schaufel

pala, pala batillum

Sense/Sichel

falx messoria, falcastrum, falx faenaria

Schleifstein

cos

Dengelamboß

incus

Schafschere

forpex, forfex

Laubmesser/Rebmesser

falx arboraria, falx silvatica, falx vinatoria

Messer

culter, cultellus

verschiedene (Heu-)Gabeln

bidens, furcilla

Worfel

ventilabrum, pala

Rechen

pecten

Egge

irpex, crates dentata

Futterschwinge

vannus

Dreschschlitten

tribula, tribulum, trahea

Hechel

ferreus hamus

(Erntemaschinen

vallus, carpentum)

Gerätschaften der Viehhaltung und Viehzucht (Wagen, Pferdegeschirr, Brenneisen usw.)

   
   

Berufsgruppen:

 

Ackerbestellung

 

Obst- und Gemüseanbau

 

Öl- und Weinanbau

 

Viehhaltung und Weidewirtschaft

 

Jagd- und Fischereiwesen

 

Imkerei

 

Transportwesen

 

Speicherung und Lagerung

 
   

 

 

 

Abb. 15e Werkzeuge der Stoff- und Lederverarbeitung.

Werkzeuge der Stoff- und Lederverarbeitung

Schere, Tuchschere

forpex, forfex

Ledermesser, Schlichtmesser

culter crepidarius, scalprum

Pfrieme/Stichel

subula, fistula sutoria

Nadeln

acus

Schuhleisten

forma calcei, mastricula

Lederspanner

tentipellium

Spinn- und Webgeräte

 

Walkerkamm

aena fullonia

   
   

Berufsgruppen:

 

Tuchfabrikation - Weber, Walker, Färber, Schneider

 

Netzstricker

 

Seiler

 

Lederindustrie - Gerber, Schuster, Sattler, Riemer, Kürschner, Zeltmacher

 

Pergamentfabrikation

 

 

Werkzeuge und Gerätegruppen anderer Bereiche

Medizin

 

Töpferei (Hafnerei)

 

Ziegelei

 

Glasmacherei

 

Verarbeitung von Bein und Knochen

 

Kosmetikherstellung

 

Lebensmittelbereitung und Konservierung

 

Gerätschaften des täglichen Bedarfs

 

 


 

 

Abb. 16

Meißel

Abb. 17a

Werkzeuge

Abb. 17b

Meßlatte

Abb. 18

Relief

Abb. 19

Pfrieme und Stichel

Abb. 20

Eiserne Stechzirkel

Abb. 21

Beil

Abb. 22

Eiserne Axt

Abb. 23

Große Schaftlochaxt

Abb. 24

Stele von Deneuvre

Abb. 25

Grabstele

Abb. 26

Dechsel

Abb. 27

Grabstein eines Zimmermanns

Abb. 28

Schlichthobeleisen

Abb. 29

Flachfeile

Abb. 30

Löffelbohrer

Abb. 31

Kreuzhacke

Abb. 32

Zweizinkige Flachhacke

Abb. 33

Große Flachhacke

Abb. 34

Ziehhacke

Abb. 35

Ziehhacken

Abb. 36

Eiserne Spatenbeschläge

Abb. 37

Werkzeuge

Abb. 38

Grabmal des Maiorius Ianuarius

Abb. 39

Sensen und Sicheln

Abb. 40

Winzerhippe

Abb. 41

Laubmesser

Abb. 42

Grabmal des L. Senilius Sacratus

Abb. 43

Kelle

Abb. 44a

Maurerkellen

Abb. 44b

Spitz- und Fugenkellen

Abb. 45

Schere

Abb. 46

Pinzette

 


Literaturhinweise (Auswahl)

 

H.Blümner, Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern. 1(1875, 21912), 2(1879), 3(1884), 4(1887).

 

J.P. Bushe-Fox, Report on the Excavations of the Roman Fort at Richborough, Kent. (1-4). Reports of the Research Committee of the Society of Antiquaries of London 6 (1926), 7 (1928), 10 (1932), 16 (1949).

 

P. Champion, Outils en fer du Musée de Saint-Germain. Revue Archéologique 3, 1916, 211-246.

 

F. M. Feldhaus, Die Technik der Vorzeit, der geschichtlichen Zeit und der Naturvölker. 1914 (Nachdruck 1965).

 

H. Gummerus, Darstellungen aus dem Handwerk auf römischen Grab- und Votivsteinen in Italien. Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts 28, 1913, 63-126.

 

G. Jacobi, Werkzeug und Gerät aus dem Oppidum von Manching. 1974

 

L. Jacobi, Das Römerkastell Saalburg bei Homburg vor der Höhe. 1897

 

F. Kretzschmer, Bilddokumente römischer Technik. 3 1967

 

W.H. Manning, The Iron Objects. Verulamium Excavations 1, 1972, 163 ff.

 

J. Oldenstein, Zur Buntmetallverarbeitung in den Kastellen am obergermanisch und rätischen Limes. Bulletin des Musées Royaux d'Art et d'Histoire, 46. Jg. 1974, 185-196

 

H. v. Petrikovits, Römisches Militärhandwerk. Archäologische Forschungen der letzten Jahre. Anzeiger der phil.-hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 111. Jg. 1974, 1 ff.

 

R. Pleiner Alteuropäisches Schmiedehandwerk. 1962.

 

 

Saalburg – Jahrbuch. seit 1910

Ch. Singer u. E.J. Holmyard, History of Technology. 31956

 

R.E.M. Wheeler u. T.V. Wheeler, Verulamium a Belgic and two Roman Gities. Reports of the Research Committee of the Society of Antiquaries of London 11 (1936).

 

K.D. White, Agricultural Implements of the Roman World. 1967

 

K.D. White, Roman Farming. 1970

 

J.P. Wild, Textile Manufacture in tbe Northern Roman Provinces. 1970